Wirtschaftsaussichten 2025: Konzentration

Kurz vor Beginn des neuen Jahres sieht es so aus, als ob die Zentralbanken den Kampf gegen die Inflation für sich entschieden hätten und dazu entschlossen sind, die Zinsen weiter zu senken. Das Wachstum in allen Regionen wird lediglich von einigen wenigen Sektoren bestimmt. In den USA ist es der Technologiesektor, in Europa sind es die Unternehmensdienstleistungen und in der Schweiz die Pharmaindustrie. Diese Konzentration könnte sich als problematisch erweisen. Die Inflation in der Schweiz dürfte sich 2025 auf 1,1 % belaufen. Das BIP-Wachstum sollte schweizweit 1,9 % und in Genf 2,0 % betragen.

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Inflation in den USA unter Kontrolle... fürs Erste

Nach den Wahlen in den USA ist die Ungewissheit zunächst einmal vorbei und die Macht liegt nun völlig in den Händen der Republikaner, die unter der Führung von Donald Trump nicht nur die Präsidentschaft, sondern auch die Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus erringen konnten. Beflügelt von diesem deutlichen Sieg erreichten sowohl der S&P500 als auch der Nasdaq neue Rekordwerte und auch der Dollar profitierte davon. Dabei stechen zwei Sektoren besonders hervor: Nicht-Basiskonsumgüter, die aufgrund von Steuersenkungen Auftrieb erhalten könnten, und der Finanzsektor aufgrund der zu erwartenden Bankenderegulierung. Die erwartete Steigerung der Fördermengen sorgt für sinkende Energie- und vor allem Ölpreise, wodurch wiederum die Inflation besser unter Kontrolle gehalten werden kann. Aber auch wenn Washington sich damit brüsten kann, energetisch autark zu sein, so benötigt das Land für den technologischen Übergang nach wie vor Metalle, die überwiegend in China verarbeitet werden. Darüber hinaus erweist sich die Inflation als relativ hartnäckig bei nach wie vor hohen Löhnen, Dienstleistungspreisen und Wohnkosten, was den Entscheid der US-Notenbank Fed, ihren Leitzins schon bald weiter zu senken, infrage stellen könnte.

Ungewissheit in Europa

In Europa sorgen vor allem die Unternehmensdienstleistungen für Wachstum. Sie haben den Platz der verarbeitenden Industrie eingenommen, die derzeit mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wie etwa die Lage der deutschen Automobilindustrie verdeutlicht. Der Kontinent setzt derweil auf eine stärkere Diversifizierung seiner Wirtschaft. In der Erklärung von Budapest zeigte Mario Draghi, der einstige Retter des Euro, einige Ansätze auf und meinte vor allem, dass Europa die Energieunabhängigkeit erreichen müsse, um wieder wettbewerbsfähiger werden zu können. Der Umsetzung seiner Botschaft werden durch die politischen Krisen in Frankreich und Deutschland jedoch Grenzen gesetzt.

Starke Konzentrierung der Pharmaindustrie in der Schweiz

In der Schweiz ist insbesondere der Pharmasektor für das Wachstum verantwortlich. So machen die Pharmaexporte, die hauptsächlich in die USA gehen, rund 30 % des Handels aus. Auch hier könnte sich die starke Konzentration als Schwachstelle erweisen, zumal Donald Trump den umstrittenen Robert F. Kennedy zum Gesundheitsminister ernannt hat. Die Inflation scheint sich bei Werten von unter 1 % stabilisiert zu haben und die SNB hat ihren Leitzins ein weiteres Mal auf 0,5 % gesenkt. Damit lässt die Zentralbank durchblicken, dass sie insbesondere das Risiko einer Deflation und erneuter Negativzinsen, das durch einen starken Franken noch befeuert wird, vermeiden will.