Wirtschaftsaussichten: Überraschungen

Da die Inflation unter Kontrolle gebracht werden konnte, steht einer Normalisierung der Geldpolitik in der Schweiz und in der Eurozone nichts mehr im Wege. In den USA dürften die Leitzinsen voraussichtlich im Herbst gesenkt werden. Das Wirtschaftswachstum erweist sich weiterhin als dynamisch und der anhaltende Privatkonsum wie auch die produktivitätssteigernden Investitionen der Unternehmen sollten die Wirtschaft auch 2025 stützen. Dabei spielt insbesondere der technologische Umbruch aufgrund der Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) eine bedeutende Rolle, da die KI gänzlich neue Möglichkeiten eröffnet. Für die Schweiz werden ein Wachstum und eine Jahresinflation von jeweils 1,4 % erwartet. Für Genf liegen die Prognosen bei 1,4 bzw. 1,0 %.

Wirtschaftsaussichten: Überraschungen


 

Geldpolitische Normalisierung eingeleitet

2024 wird das Jahr der geldpolitischen Normalisierung. Nachdem die SNB im März als erste ihren Leitzins gesenkt hatte, folgte letzte Woche die EZB, und zwar noch vor der US-Notenbank Fed. Ein durchaus erwähnenswertes, da eher seltenes Ereignis. Die amerikanische Zentralbank dürfte ihre Zinsen im kommenden Herbst senken. Die geldpolitischen Anpassungen sind Ausdruck einer Normalisierung sowohl bei den Wachstums- als auch bei den Inflationserwartungen, wobei sich die Inflationserwartungen in der Schweiz und in der Eurozone nahe dem Zielwert einpendeln dürften. Fed-Chef Jerome Powell lässt sich mit seiner Entscheidung hingegen noch Zeit und behält die Inflationsentwicklung weiterhin genau im Auge, da der Zielwert von 2 % in den USA noch nicht in greifbarer Nähe zu sein scheint. Die Beschäftigungszahlen sind derzeit kein verlässlicher Indikator, da sie von einem dynamischen und sich im Umbruch befindlichen Arbeitsmarkt bestimmt werden. Grund dafür ist insbesondere die Pensionierung der Babyboomer.

Unternehmen als Motor des Wirtschaftswachstums 2025

Die geldpolitische Lockerung wirkt sich generell positiv auf die Konjunktur aus. Dennoch kann die Wirtschaft nach wie vor durch bestimmte Faktoren, wie etwa die Entwicklung der Rohstoffpreise oder geopolitische Risiken aufgrund der Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, entscheidend beeinflusst werden. Zwar scheinen diese Faktoren das Wachstum zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter zu beeinträchtigen, trotzdem bleibt Vorsicht geboten. 2025 dürfte das Wachstum vor allem von den Unternehmensinvestitionen getragen werden. Diese sollen für Produktivitätssteigerungen sorgen und sind die beste Antwort auf den demografischen und technologischen Wandel und die Herausforderungen der Energiewende. Die im Bereich KI verzeichneten Fortschritte sorgen für äusserst vielversprechende Aussichten, was sich bereits heute an den Bewertungen der in diesem Sektor tätigen Unternehmen ablesen lässt.

Immobilienpreise bleiben hoch

Die Auswirkungen der sinkenden Zinsen auf die Entwicklung der Immobilienpreise bleiben gering, insbesondere in der Schweiz und in Genf. Andere Faktoren spielen bei der Preisentwicklung ebenfalls eine Rolle. So etwa die anhaltend starke demografische Dynamik, die sich auf die Nachfrage auswirkt (welche das Angebot nach wie vor übersteigt). Daran dürfte sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Die Immobilienpreise werden somit unverändert hoch bleiben, was auch durch die Baukosten und die notwendigen Investitionen im Zusammenhang mit der Energiewende bedingt wird. Auch die Umwandlung von Gewerbeimmobilien in Wohnraum ist keine echte Alternative, um das Problem des mangelnden Angebots zu lösen und erfordert ausserdem viel Zeit. Es müssen daher andere Ansätze verfolgt werden.